Recruiting nach Corona: Jobsuchende setzen ihre Prioritäten neu

Wussten Sie das? Jobsuchende achten bei der Wahl des Arbeit­gebers auf andere Faktoren als vor der Coronazeit. Ein gutes Betriebliches Gesundheits­management (BGM) ist ihnen zum Beispiel wichtiger denn je. Es gibt aber noch andere Neupriorisierungen, auf die Sie im Recruiting Rücksicht nehmen sollten.

Recruiting: Arbeitsagentur meldet po­si­ti­ve Zahlen

Es geht wieder los! Viele Unternehmen, die in 2020 ausgebremst wurden, stellen jetzt wieder neues Personal ein. „Die Coronakrise hat den Fachkräftebedarf nur vorübergehend verringert“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Diese Talsohle ist nun definitiv durchschritten. Seit Wochen zieht die Wirtschaft spürbar an.

Bereits im ersten Quartal 2021 hatte jedes fünfte Unternehmen schon wieder Probleme, Fachpersonal zu finden. Zu diesem Ergebnis kommt das KfW-ifo-Fachkräftebarometer. Tendenz weiter steigend: Spätestens Ende des Jahres dürfte sich der Fachkräftemangel wieder auf Vorkrisenniveau befinden.

Recruiting Trends: Was sich im Vergleich zu 2019/2020 verändert hat

Unternehmen, die jetzt und in Zukunft nach Mit­ar­bei­terInnen suchen, konkurrieren also mit einer zunehmenden Zahl anderer Betriebe um die besten Talente. Deshalb ist es umso wichtiger, seine Arbeit­gebermarke zu hinterfragen, als Unternehmen stichhaltige Argumente zu sammeln, um im Recruiting die Frage aller Fragen zu beantworten: Warum sollte man ausgerechnet bei uns arbeiten wollen?

Was Sie als Arbeit­geber bei dieser Analyse unbedingt ins Kalkül ziehen sollten: ArbeitnehmerInnen achten bei der Auswahl eines Jobs nicht mehr auf die gleichen Attraktivitätsfaktoren wie vor der Krise. War es Jobsuchenden früher zum Beispiel nicht sonderlich wichtig, welche Angebote ihnen ein Unternehmen zur Gesundheitsförderung und -prävention machte, hat sich das infolge der Pandemie massiv gewandelt. Das Betriebliche Gesundheits­management ist von ei­nem netten Ad-On zu ei­nem absoluten Must-Have geworden. Denn das Bedürfnis, sich bei ei­nem Unternehmen sicher zu fühlen, ist bei vielen ArbeitnehmerInnen extrem gestiegen.

Betriebliches Gesundheits­management: Warum die Bedeutung im Recruiting steigt

Sie wissen nicht, worüber Sie in diesem Zusammenhang in Ih­rem Recruiting reden sollen? Nun, bei adesta haben wir zum Beispiel ein klares Gesundheits- und Hygienekonzept ausgearbeitet, das dazu beigetragen hat, dass es in unserer Hauptgeschäftsstelle keinen Corona-Ausbruch gab. Dazu haben wir Desinfektionsspender installiert, schützende Plexiglasscheiben in allen Begegnungsräumen aufgestellt, tragen konsequent Masken und halten Abstand voneinander. Und mittlerweile sind bereits über zwei Drittel der Belegschaft am Standort mindestens einmal geimpft.

Das alles sind Faktoren, mit denen ein Arbeit­geber Jobsuchenden zeigen kann: „Bei uns bist Du sicher.“ Diese Aspekte sollten bei der Personalbeschaffung auf den verschiedenen Recruiting-Kanälen zur Sprache kommen. Reden Sie darüber beispielsweise in den Sozialen Medien, auf Ih­rer Karriereseite und in Ih­ren Stellenanzeigen.

Fle­xi­bi­li­tät: Ein weiterer wichtiger Recruiting Trend

Einen deutlich größeren Stellenwert bei der Wahl eines Jobs hat inzwischen auch diese Frage gewonnen: Welche Fle­xi­bi­li­tät bietet mir ein Arbeit­geber? Kein Wunder! Schließlich haben mit Beginn der Coronapandemie Millionen Beschäftigte vom Büro ins Homeoffice gewechselt und die Arbeit in den eigenen vier Wänden auch durchaus zu schätzen gelernt. Das jedenfalls ergab eine Umfrage der Jobplattform StepStone.

Komplett im Homeoffice arbeiten wollen aber nur vier Prozent aller Befragten. Den meisten geht es eher darum, zuhause die Schreibtischarbeit erledigen zu können. Für Meetings und den bewussten interaktiven Austausch mit KollegInnen fahren sie gerne ins Büro. Die Mehrheit der Arbeitnehmer hat offenbar festgestellt, dass zu viel Homeoffice keine optimale Lösung ist. Sie wünschen sich wieder mehr persönliche Begegnungen und einen inspirierenden Austausch mit ihren KollegInnen.

Kandidaten interessiert: Ist ein Unternehmen angekommen im New Work Zeitalter?

Daher ist es nur allzu logisch, dass viele Jobsuchende im Recruiting darauf achten, ob ein Unternehmen auf einen guten Mix aus Homeoffice und Präsenzarbeit setzt. Im Sinne der geistigen und psychischen Stabilität und der konstruktiven Einbindung aller Mit­ar­bei­terInnen, war es uns bei adesta von Beginn der Krise an wichtig, eine „gesunde“ Mischung aus Homeoffice und Präsenz im Büro zu er­mög­li­chen, was sich im Rückblick absolut bewährt hat.

Bei adesta sind wir für die neue Art miteinander zu arbeiten inzwischen gut aufgestellt. Wir bieten eine sehr gute Infrastruktur für Remote-Work, die auch weiterhin von unseren ArbeitnehmerInnen genutzt wird. Vor Ort profitieren unsere Mit­ar­bei­terInnen derweil von technisch zeitgemäß ausgestatteten Meetingzonen. Und jetzt im Sommer sitzen wir in unseren Pausenzeiten oder für den einen oder anderen Business-Talk auch wieder auf unserer schönen Dachterrasse mitten in der Innenstadt. Auch Sie haben Ih­re Ab­läu­fe entsprechend umgestellt? Dann stellen Sie Ihr Arbeitsplatzkonzept in Ih­rem Recruiting vor! Das ist es, was Kandidaten interessiert.

Moderne Arbeitsplatzkonzepte brauchen das richtige Wertegerüst

Vielleicht haben aber auch Sie die Er­fah­rung gemacht, dass ein solch modernes Arbeitsplatzkonzept kein Selbstläufer ist. Gerade Remote-Worker stellen irgendwann fest, dass sie im Homeoffice mehr auf sich gestellt sind. Denn Vorgesetzte oder die Teams sind oft nicht so gut erreichbar wie vor Ort. Das ist für manchen ungewohnt.

ArbeitnehmerInnen müssen also lernen, ihre Aufgaben optimal einzuteilen und – ganz wichtig – einen Zeitpunkt zu definieren, an dem sie abends den Laptop herunterfahren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass mancher deutlich länger am Computer sitzt als im Büro. Immerhin ist die komplette Arbeitsausstattung im Homeoffice rund um die Uhr verfügbar. All das verlangt ArbeitnehmerInnen mehr Selbstleitungsfähigkeiten als früher ab.

Die Fähigkeit zur Selbstleitung muss trainiert werden

Diese Fähigkeit ist jedoch nicht „automatisch“ vorhanden, sondern muss gezielt erlernt oder entwickelt werden. Es geht darum, selbstständig zu agieren, bei zu treffenden Entscheidungen die Brille aller Beteiligten aufzusetzen und seine Position anschließend argumentativ gut vertreten zu können.

Wir fördern bei adesta diese Fähigkeit im Rahmen unseres Leitbildes schon immer sehr gezielt, befinden uns aber jetzt mit unseren Mit­ar­bei­terInnen umso mehr in ei­nem sehr aktiven Austausch über die Themen Selbstorganisation und Priorisierung von Aufgaben. Warum wir das an dieser Stelle so ausführlich erörtern? Weil sich auch über dieses Wertegerüst perfekt im Recruiting sprechen lässt. Denn auch das interessiert Jobsuchende derzeit enorm: Wie bereiten Arbeit­geber ihre ArbeitnehmerInnen auf die Heraus­forderungen der modernen Arbeitswelt vor?

Kandidaten wollen erfahren, dass sich Unternehmen entwickeln

Und keine Sorge. Falls Sie hier oder da noch kein fertiges Konzept in Ih­rer Recruiting-Kampagne präsentieren können – Arbeitssuchende wissen, dass sich viele Unternehmen derzeit in ei­nem massiven Change befinden und erwarten nicht unbedingt fertige Ergebnisse. Ihnen geht es eher darum, im Recruiting einen Hinweis zu erhalten, dass Arbeit­geber an der Transformation von Old zu New Work arbeiten. Unternehmen sollten sich daher unbedingt von dem Perfektionismus verabschieden, im Recruiting nur über Abgeschlossenes zu reden. In der New Work Ära ist alles im Fluss.

 

Autorin
Susanne Schulz Autorin des adesta-Blogs

Susanne Schulz

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