Fachkräftemangel trotz Corona

Kaum ein Thema hat uns in den vergangenen Jahren so beschäftigt wie der Fachkräftemangel. Dann kam die Pandemie und nach einer langen Phase der wirtschaftlichen Stabilität mussten sich Unternehmen plötzlich mit gegensätzlichen Themen wie Kurzarbeit und Arbeitnehmerfreisetzungen auseinandersetzen. Das heißt aber nicht, dass damit das Problem des Fachkräftemangels vom Tisch wäre. Die Thematik hat sich zweifellos verändert, ist aber aktueller denn je.

Corona bereitet den fetten wirtschaftlichen Jahren ein Ende

Es ist, als habe die Corona-Krise eine zehn Jahre währende ökonomische „Party“ mit ei­nem Schlag beendet, schreibt Professor Dr. Jutta Rump in ihrem neuesten wissen­schaftlichen Aufsatz „Die Neue Normalität in der Arbeitswelt“. Die Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen (IBE) beschreibt in diesem die Auswirkungen der abrupten wirtschaftlichen Kehrtwende, die viele Betriebe wegen des Corona-Virus vollziehen mussten.

Ih­re Prognose für die Zukunft könnte nicht heterogener ausfallen: In bestimmten Sektoren wird es zu massiven Arbeitnehmerfreisetzungen kommen, während in anderen Bereichen ein extremer Fachkräftemangel die Wertschöpfungsketten vieler Betriebe bedroht.

Warum der Fachkräftemangel nach wie vor ein Thema ist

Rump liefert dafür die folgende Erklärung: Vor der Corona-Krise war der Arbeitsmarkt durch einen Nachwuchs- und Fachkräftemangel gekennzeichnet und zum großen Teil ein Arbeitnehmermarkt. Während der Corona-Krise erfuhr er eine Spaltung. Bestimmte Segmente bewegten sich in Richtung Arbeit­gebermarkt – die Hotellerie, die Gastronomie, der Einzelhandel und der Eventbereich etwa. Während es hier zu massiven Entlassungswellen kommen kann, wird sich im verbliebenen Arbeitnehmermarktsegment der Fachkräftemangel weiter extrem zuspitzen – zum Beispiel in der Pharmaindustrie und dem Hochtechnologiesektor.  

Die Wissenschaftlerin erwartet in den nächsten Monaten eine starke Polarisierung: Die Neue Normalität wird durch ein Spannungsfeld gekennzeichnet sein, sagt sie, das so weit gehen kann, dass in ein und demselben Betrieb in einigen Bereichen dringend Fachkräfte gesucht werden, während in anderen harte Personalanpassungsprozesse notwendig sind.

Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung bestätigt Rumps These hinsichtlich des Fachkräftemangels. Dieser ist trotz Krise innerhalb des Arbeitnehmermarktsegments nicht nur ungebrochen hoch, er ist sogar gestiegen. 54 Prozent der Unternehmen rechnen gegenwärtig weiterhin mit Fachkräfteengpässen. Das sind laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) 5 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Stark nachgefragt: Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung

Am stärksten ist aktuell der Bedarf laut Bertelsmann-Stiftung an Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (37 Prozent), gefolgt von Akademikern (27 Prozent). Um dem Mangel an Fachkräften entgegenzuwirken, setzen die befragten Unternehmen in erster Linie darauf, neue Mit­ar­bei­ter anzuwerben und auszubilden, was aus unserer Sicht mehr als begrüßenswert ist. Denn wegen der Corona-Pandemie konnten im vergangenen Jahr viele Lehrstellen nicht besetzt werden, womit in manchen Engpassbereichen kurzfristig noch weniger ausgebildetes Personal zur Verfügung stehen wird.

Der Grund: Angehende Fachkräfte und Arbeit­geber fanden oftmals nicht zusammen, weil wegen ausgefallener Bewerberevents und Ausbildungsmessen die Möglichkeit fehlte, sich persönlich kennenzulernen. Diese Recruiting-Tools sind aber gerade für junge Kandidaten wichtig, um sich ein Bild davon zu machen, wie gut sie zu ei­nem Arbeit­geber passen und er zu ihnen. Mangels beruflicher Er­fah­run­gen fällt es Berufseinsteigern und angehenden Auszubildenden diese Selbsteinschätzung oftmals sehr schwer.  

adesta Stiftung unterstützt Schul­absolventen in der Selbstfindungsphase

Genau hier setzt die Arbeit unserer adesta Stiftung an, die Schüler in ihrer Berufs­orientierung rechtzeitig vor ihrem Schul­abschluss gezielt unterstützt. Angefangen mit dem Kennenlernen der eigenen Stärken bis hin zur konkreten Vor­stel­lung davon, welcher Karriereweg im Einklang damit der richtige sein kann. Mittels wissen­schaftlich zertifizierter Testarien finden die Schüler heraus, wo die eigenen Talente liegen.

Im nächsten Schritt folgt der Abgleich: Welche Studienfächer und Ausbildungsberufe passen besonders gut zu dem eigenen per­sön­li­chen Profil? In Workshops erhalten die Schüler Hilfestellungen rund um die „richtige“ Berufswahl. Kleiner Hinweis in eigener Sache: Weitere Unterstützer und Förderer unserer Stiftungsarbeit sind jederzeit herzlich willkommen.

Was bedeutet eigentlich „lebenslanges Lernen“?

Zurück zum Fachkräftemangel. Was Arbeit­geber laut der Bertelsmann-Studie neben der gezielten Ausbildung von Talenten künftig nicht außer Acht lassen dürfen, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Die Bildungsverantwortung eines Betriebs endet nicht mit dem Bestehen der Abschlussprüfung eines Lehrlings.

Im Gegenteil: das Thema betriebliche Bildung darf nicht zum Stillstand kommen. Sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer sind gefordert, für eine stetige Weiterqualifizierung Sorge zu tragen. Denn die wegen der Corona-Pandemie in Fahrt gekommene Digitalisierung wird zu einer Vervielfachung der Veränderungsgeschwindigkeit im Berufsleben führen und fachliches sowie digitales Anwenderwissen immer schneller veralten lassen.

adesta macht sich fit für die Zukunft – neue Formen der Zu­sam­men­ar­beit

Das erworbene Mit­ar­bei­ter-Wissen wird nur dann gewinn­bringend zum Einsatz kommen, wenn Unternehmen eine möglichst motivierende Kultur schaffen, in der die Kompe­tenzen der Arbeitnehmer einbezogen und ihre Ideen gehört werden. Das wird einigen Organisationen einen kompletten Kulturwandel abfordern – weg von Top-Down hin zu Bottom-Up.

Auch wir stellen uns immer wieder den neuen Heraus­forderungen. Wir haben uns in den letzten Jahren bedacht und sehr konsequent mit den Veränderungen des Marktes mitentwickelt. Daher sind wir bei adesta bereits mittendrin, neue Formen der Zu­sam­men­ar­beit einzuüben und zu etablieren.

In unter­schiedlichen Workshops wollen wir unsere Vi­si­on und die daraus abgeleiteten Unternehmensziele zukunftsfähig gestalten. Wichtig ist uns dabei, dass wir diese Ziele mit unseren gelebten Werten in Einklang bringen. Wir freuen uns schon heute auf die Ergebnisse und die Entdeckung der neuen Arbeitswelt. Destination: New Work.

Autorin
Susanne Schulz Autorin des adesta-Blogs

Susanne Schulz

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