Eine gute Fehlerkultur ist Einstellungssache

In vielen Unternehmen werden Fehler von Mit­ar­bei­tern schnell zur Katastrophe hochstilisiert. Doch Fehler, Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen müssen nicht immer schlecht sein. Aus ihnen kann man lernen und manchmal entsteht sogar etwas unerwartet Gutes aus ihnen. Tipps für eine angemessene Fehlerkultur.

Die Innovationskraft von Fehlern nutzen

Sagt Ihnen der Name Spencer Silver etwas? Nein? Dabei benutzen Sie eine Erfindung des Chemikers wahrscheinlich täglich. Spencer Silver hat die Post-its erfunden, die im Business-Alltag vieles leichter machen. Warum wir Ihnen das erzählen? Weil die Erfindung der Haftzettel auf einen dicken Fehler zurückzuführen ist, der dem Chemiker unterlaufen ist. Eigentlich sollte Silver einen außergewöhnlich starken Klebstoff entwickeln.

Heraus kam ein Kleber, der sich leicht wieder ablösen ließ, aber seine Haftkraft langfristig bewahrte. Eine Enttäuschung für den Erfinder. Aber nur so lange, bis er das Potenzial seines „Fehlers“ erkannte und aus dem Kleber bunte Lesezeichen entwickelte. Das Post-it war geboren und machte Spencer Silver zu ei­nem reichen Mann.

Ohne Fehler keine Innovation

Die Geschichte von Spencer Silver ist kein Einzelfall. Viele große Produkte sind erst nach zig Fehlversuchen entstanden. Innovation hat also viel mit Fehler-Machen-Dürfen zu tun. Umso verwunderlicher ist es, dass viele Arbeitnehmer und Arbeit­geber eine denkbar schlechte Einstellung zu Fehlern haben. Warum?

Bei adesta versuchen wir die Chancen zu sehen, die Fehler und Fehleinschätzungen mit sich bringen. Gerade in der aktuellen Zeit ist das wichtig. Infolge der Coronakrise hat sich vieles verändert. Zum Beispiel hat die Digitalisierung einen Schub bekommen und viele neue Prozesse wie Remote Work oder digitales Onboarding sind zum festen Bestandteil der Arbeitswelt geworden. Daher befinden sich viele Unternehmen derzeit in ei­nem Change – auch wir. Wir hinterfragen gemeinsam mit unseren Mit­ar­bei­tern immer wieder unsere Arbeitsweisen, Ab­läu­fe und Prozesse, und loten aus, was zu der veränderten Arbeitswelt passt.

Man braucht Mut, um zu seinen Fehlern zu stehen

Dabei kann es natürlich einmal vorkommen, dass der ein oder andere auch mal in die falsche Richtung denkt und handelt. Aber wie fatal wäre es, wenn in einer so sensiblen Phase der Neuausrichtung jede Irrung als Fehler geahndet würde? Im Gegenteil sind diese Erprobungen häufig wichtig. Aus Er­fah­run­gen lernt man erstens besser und zweitens zeigen sie uns, dass ein Weg zwar nicht funktioniert, ein anderer aber passend ist. So bringen wir unser Business voran.

Natürlich ist eine gut funktionierende Fehlerkultur keine Sache, die über Nacht entsteht. Sie ist das Ergebnis eines stetig wachsenden Vertrauens zueinander. Jetzt kommt Ihnen sicher die Frage aller Fragen in den Sinn: Wie kommen Unternehmen genau dorthin? Wir haben da ein paar Tipps….

#1 Das ganze Unternehmen muss mitziehen

Es hilft nichts, den Umgang mit Fehlern nur in ei­nem Team oder nur im Ma­nage­ment zu trainieren. Eine Fehlerkultur im Unternehmen muss von allen Arbeitnehmern gelebt werden. Wichtig ist ein gemeinsames konstruktives Aus­einander­setzen mit Fehlern – ohne Kritik, Verurteilung, Emotion oder Wertung. Hinterfragen Sie dazu möglichst sachlich die möglichen Ursachen, die zu ei­nem Fehler geführt haben. Gegenseitige Vorwürfe bringen Sie der Lösung nicht näher – im Gegenteil.

#2 Mit­ar­bei­ter sollten proaktiv Feedback einholen

Wichtig ist außerdem, Fehler früh zu erkennen und zu benennen. Mit­ar­bei­tern sollte also die Sicherheit gegeben werden, sich jederzeit proaktiv Feedback einholen zu können. Lieber einmal zu viel als zu wenig. So können Unsicherheiten oder kleine Irrwege von Anfang an erkannt und in neue Bahnen gelenkt werden.Team und Vorgesetzte sollten dafür immer ein offenes Ohr haben und mit den betroffenen Kollegen an ei­nem Strang ziehen.Vorleben hilft! Vorgesetzte und Mit­ar­bei­ter, die selbst einen offenen Umgang mit Fehlern und Feedback pflegen, signalisieren anderen: Lieber früh über ein Problem reden, als es anbrennen lassen oder es zu vertuschen. So kann man Fehler beheben, sobald sie entstanden sind. Sie zu verdrängen, verschlimmert das Problem oft nur. Dann wird die Sache richtig schlimm.

#3 Fehler nicht stigmatisieren

Auf keinen Fall dürfen Fehler, wenn sie benannt werden, stigmatisiert werden. Es darf keine Sündenlisten geben und keine nachtragenden Blicke. Es ist eine Stärke und es gehört häufig Mut dazu, offen darüber zu reden, wenn etwas schiefgelaufen ist. Entsprechend sollte in ei­nem Unternehmen niemand Angst haben müssen, zu seinen Fehlentscheidungen zu stehen. Im Gegenteil, jedem, der Fehler offen thematisiert, sollte Respekt gezollt werden. Drücken Sie diesen explizit aus.

#4 Verzichten Sie auf Formate, die Mit­ar­bei­ter lächerlich machen

Es gibt Formate, die vordergründig dazu gedacht sind, humorvoll mit Fehlern umzugehen. Ein Fehlerpokal etwa, der von Schreibtisch zu Schreibtisch wandert und für den größten Fauxpas der Woche vergeben wird. Vorsicht! So etwas ist nur für die anderen witzig. Derjenige, der den Fehltritt begangen hat, wird sich in Grund und Boden schämen und künftig dazu neigen, Fehler zu vertuschen. So einen Pokal will niemand ein zweites Mal auf dem Tisch stehen haben.

Fazit: Lassen Sie’s locker angehen

Ein angemessener Umgang mit Fehlern klappt in vielen Unternehmen mal besser und mal schlechter. Auch bei uns gibt es gute und schlechte Tage. Aber auch das ist ein ganz wichtiger Punkt im Fehlermanagement. Es ist wichtig, nachsichtig mit sich selbst zu sein und sich zu verzeihen, wenn der konstruktive Umgang mit ei­nem Fehler einmal nicht gelingt.

 

 

Susanne Schulz Autorin des adesta-Blogs

Susanne Schulz