Resilienz in der Corona-Zeit: Emotionen ins Lot bringen
Dass Führungskräfte bei ihren Kollegen immer wieder nachhaken, ist aber richtig und wichtig. Denn nur, wenn Mitarbeiter wertschätzend und auf Augenhöhe wahrgenommen werden und auf diese Frage offen antworten können, gewinnen sie die Kraft zurück, wieder konzentriert, freudig und motiviert ihren Aufgaben nachzugehen. Wichtig dabei ist allerdings, dass Vorgesetzte die negativen Gedanken nicht wie ein Schwamm aufsaugen. Hierzu sollten sie ihre Resilienz trainieren.
Viele trauern ihrem alten Alltag nach
Resilienz ist die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Und das ist gerade jetzt in strategischen Positionen mit Personalverantwortung wichtig. Denn eine essentielle Aufgabe von Führungskräften ist es, Stimmungen zu erfassen und diese realistisch einzuordnen.
Ergab sich noch vor wenigen Wochen in Teammeetings ein Stimmungsbild, in dem die Motivation dominierte, gemeinsame Ziele zu erreichen, blicken Team-Leiter derzeit zunehmend in verunsicherte Gesichter.
Kein Wunder! Wochenlanges Home-Office, Social Distancing - und in vielen Fällen auch Home-Schooling - fordern ihren Tribut. Hinzu kommt dieses nagende Gefühl, dass sich die Welt verändert hat. Keiner weiß, ob wir je wieder zur alten Tagesordnung übergehen werden. Und falls nicht: Wie sieht dann die neue aus?
Wenn die Trauer nach der Seele greift
Experte David Kessler erklärt in einem Interview mit Spiegel-Online, wie viele Menschen derzeit regelrechte Gefühle der Trauer empfinden: „Der Verlust der Normalität; die Furcht vor einer Wirtschaftskrise; der Abbruch sozialer Interaktion. Das trifft uns, und wir trauern. Kollektiv“, sagt er. „Unser Verstand weiß, dass etwas Schlimmes passiert, aber man kann es nicht sehen. Das untergräbt unser Sicherheitsgefühl. Wir spüren Unsicherheit. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Weise schon mal kollektiv unser allgemeines Sicherheitsgefühl verloren haben.“
Laut Kessler gibt es verschiedene Phasen der Trauer. Er sagt im Wortlaut:
- Verleugnung: Uns wird dieses Virus verschonen.
- Ärger: Ihr zwingt mich, zu Hause zu bleiben und nehmt mir meine Freiheit weg.
- Feilschen: Okay, wenn ich mich zwei Wochen lang sozial distanziere, wird alles besser, oder?
- Traurigkeit: Ich weiß nicht, wann das enden wird.
- Einsicht: Das passiert gerade wirklich; ich muss mir überlegen, wie ich weiter vorgehen soll.
Menschen sind in der Verarbeitung von Trauer unterschiedlich schnell
Allerdings: Menschen sind in der Verarbeitung dieser Phasen nicht gleich schnell. Entsprechend befinden sich in einem Team Personen, die unterschiedlich mit den aktuellen Herausforderungen umgehen. Damit bewegen sich Führungskräfte in einem psychologischen Minenfeld. Sie erleben teilweise eine bislang ungekannte Wechselhaftigkeit, geprägt von Unsicherheit, Ärger, Traurigkeit und aufkeimender Hoffnung. Sie selbst zeigen Mitgefühl, spenden Mut, motivieren, bremsen vorpreschende Mitarbeiter ein, fördern aufkeimende Begeisterung. Denn gerade jetzt möchten sie doch auch das eigene Unternehmen voranbringen und kreativ die Chancen entdecken, die in einer Krise immer auch vorhanden sind.
Durch diesen Spagat zwischen der Fürsorge gegenüber den Mitarbeitern einerseits und der notwendigen Konzentration auf ein strategisches, sehr ernsthaftes Krisenmanagement andererseits, kann es passieren, dass Personalverantwortliche die Realität negativer wahrnehmen als sie ist.
Hier kommt das Thema Resilienz ins Spiel. Resilienten Menschen gelingt es besser, die bedrohlichen Bilder, die der eigene Kopf produziert, durch positivere zu ersetzen. Bei adesta ist es uns ein intrinsisches Anliegen, unsere Führungskräfte und damit auch unsere Mitarbeiter dahingehend zu stärken, positiv zu denken und sich auf das zu konzentrieren, was sie kontrollieren und mitgestalten können. Wir begreifen unsere Leiter als die Schnittstelle, die diese positiven Aspekte in ihre Teams weitertragen.
Resilienz lässt sich trainieren
Die gute Nachricht: Resilienz lässt sich im Rahmen der Selbstführung trainieren und wie einen Muskel stärken. Wir unterstützen unsere Führungskräfte in diesem Zusammenhang mit diesen Tipps.
- Akzeptanz stärken: Wer sich über das Unvermeidbare aufregt und diese Dauerschleife nicht durchbricht, verwendet seine Energie darauf, Unabänderliches zu beklagen. Ein Perspektivwechsel hilft: Wer unangenehme Situationen als gegeben akzeptiert und das Beste daraus macht, wird Erleichterung verspüren. Das ist der Moment, in dem wieder Kreativität und Innovationen entstehen.
- Positives vergegenwärtigen: Selten ist eine Situation nur schlecht. Manchmal lässt sich auch aus Kleinigkeiten viel Kraft gewinnen. Man muss sie nur wahrnehmen! Richten Sie Ihr Augenmerk bewusst darauf, was gut läuft: Ein nettes Gespräch mit einem Kunden, ein Lob des Vorgesetzten, eine kleine Teamchallenge auf dem Büroflur mit der anwesenden Belegschaft und natürlich den gebotenen Abstandsregeln. Kleiner Tipp: Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch – es gibt täglich viele Dinge, für die man dankbar sein kann! Dieses lässt sich immer dann hervorholen, wenn die Welt mal wieder über einem zusammenzubrechen droht. Lesen Sie vielleicht sogar Ihrem Team daraus hervor. Sie werden in lächelnde Gesichter blicken – versprochen.
- Glaubenssätze nicht ungefragt übernehmen: Mancher Mitarbeiter, der seinem Unmut über die derzeitige Krise Luft macht, verpackt diesen in verallgemeinerte Glaubenssätze. Klassisch: „Die Wirtschaft wird sich erst in zehn Jahren wieder erholen.“ Oder: „Wir werden alle krank.“ Oft übernehmen andere Teammitglieder diese Glaubenssätze. Und so hört eine Führungskraft diese immer und immer wieder von unterschiedlichen Seiten ... und übernimmt sie irgendwann selbst. Aber die wenigsten davon sind realistisch! Sie sind ein Produkt unserer Ängste. Diese Situation lässt sich umkehren, indem die Führungskraft Glaubenssätze streut, die das Positive einer Situation hervorheben. In unserem Fall wäre das: „Keiner unserer Mitarbeiter musste in Kurzarbeit geschickt werden.“ Oder: „Wir haben erfahren, wie partnerschaftlich das Verhältnis zu unseren Kunden ist.“
Gleichgewicht zwischen negativen und positiven Emotionen herstellen
Um das abschließend aber noch einmal deutlich zu machen: Resilienz bedeutet nicht, Ängste und Gefühle zu verdrängen. Das ist ungesund. Nein, Ziel muss es sein, ein realistisches Gleichgewicht zwischen negativen und positiven Emotionen herzustellen. So helfen Sie, die Emotionen Ihrer Mitarbeiter wieder ins Lot zu rücken – und Ihre eigenen auch.
Wir hoffen, Ihnen hat der Blick hinter unsere Kulissen gefallen. Vielleicht wollen Sie mehr über unsere CSR-Aktivitäten erfahren oder sich über unsere Arbeitsweise in der Personalbeschaffung informieren? Dann kontaktieren Sie uns jederzeit gerne. Wir freuen uns auf Sie!